Die anonyme Gruppe der Unix-Veteranen macht Ernst und startet einen Fork von Debian Linux.
Eine Gruppe von "Unix-Veteranen", die schon vor kurzem mit einem Fork der Debian-Linux-Distribution gedroht hatte, macht jetzt ernst. Laut einer Ankündigung auf der Dyne-Mailingliste startet die Gruppe jetzt ihren Fork unter dem Namen "Devuan" und hat dazu bei Github einige Repositories eingerichtet. Der Grund dafür ist, dass Debian künftig auf das Init-System Systemd setzt. Das Ziel von Devuan ist entsprechend, eine Debian-Distribution zu schaffen, die ohne Systemd auskommt.
Ein Release ist für Anfang 2015 vorgesehen, wenn auch die kommende Debian-Version erscheinen soll. Laut den Plänen der Devuan-Entwickler sollen Anwender vom neuen Debian-Release einfach per Paketmanager auf den Systemd-freien Ableger wechseln können. Die Devuan-Entwickler hatten sich bislang auf ihrer Website hinter dem Gruppenpseudonym versteckt. Mittlerweile sind aber über die Quellcode-Repositories Franco Lanza und der Dynebolic-Entwickler Denis "Jaromil" Roio namentlich in Erscheinung getreten.
Bereits die Diskussion um die Einführung des neuen Init-Systems hatte unter Debian-Entwicklern für viel Konflikte gesorgt, die bis heute anhalten, obwohl das Technical Committee schon seit langem eine Entscheidung zugunsten von Systemd gefällt hatten. Zuletzt haben einige Debian-Entwickler sich aus dem Projekt zurückgezogen, wenn auch nicht unbedingt wegen der Entscheidung für Systemd, aber wenigstens wegen der zermürbenden Diskussionen und bürokratischen Prozesse des Debian-Projekts.
Dass sich die von den Devuan-Machern vorgebrachten Argumente eher gegen einen Strohmann richten, demonstriert Erich Schubert in seinem Blog, in dem er ausführt, dass Systemd auch in der aktuellen Debian-Entwicklerversion "Jessie" nicht alternativlos ist. Tatsächlich gibt es nur das "init"-Metapaket, das die Installation der Alternativen "systemd-sysv", "sysvinit-core" oder "upstart" erfordert. Zumindest auf Server-Systemen ist es auch künftig möglich, mit dem Anpassungspaket "systemd-shim" ein Systemd-loses Debian zu konfigurieren.
Wer stattdessen lieber Systemd näher kennenlernen möchte, kann dies mit Hilfe des ADMIN-Artikels "System-Start mit Systemd" tun.
Nach mehr als zwei Jahren Entwicklungszeit haben die Unix-Veteranen einen Release-Kandidaten des Debian-Ablegers ohne Systemd erreicht.