Den besten Thin Client gibt es nicht. Dennoch vergleicht dieser Artikel fünf repräsentative Modelle – warum? Weil es sicherlich das beste Gerät für einen bestimmten Zweck gibt. In Relation zum geplanten Einsatzfall entscheidet sich, wie praktikabel und preisgünstig ein bestimmter Thin Client ist.
Wo die Applikation nur mit Textmenüs und ASCII-Grafik operiert, wo keine lokale Peripherie angeschlossen werden muss und die Antwortzeiten unkritisch sind, da ist man mit einem preiswerten Einsteigermodell sicher gut bedient. Möchte man dagegen mit mehreren Monitoren arbeiten oder auch Multimedia-Inhalte in nennenswertem Umfang unterstützen, ist das keine optimale Wahl mehr. Auch wer Bedarf an speziellen Schnittstellen hat, muss sich nach entsprechend ausgestatteten Modellen umsehen.
Das Angebot ist recht vielseitig. Wir haben uns fünf mehr oder weniger universelle Modelle (Tabelle 1) herausgegriffen und dabei Geräte der Einstiegsklasse wie auch gut ausgestattete Angebote einbezogen.
Das kleine Gerät vom Dell Wyse belastet mit unter 300 Euro den Geldbeutel am wenigsten, hält freilich als Gerät der Einsteigerklasse im Feature-Vergleich aber nicht mit den besser ausgestatteten Bewerbern mit. Immerhin lässt sich das 500-Gramm-Leichtgewicht, das man problemlos an einer Monitorrückwand montieren kann, optional auch mit WLAN ausrüsten.
Unser Testgerät verfügte aber stattdessen über einen herkömmlichen GBit-LAN-Anschluss, DVB-I und vier USB-2.0-Steckplätze sowie Audio-In und -Out. Das ist nicht üppig, aber für viele Zwecke ausreichend. Zudem kommt die Zurückhaltung auch dem Stromverbrauch zugute, der bei einer Leistungsaufnahme von etwas über 7 Watt im Normalbetrieb erfreulich niedrig ist.
Die grafische Oberfläche des ThinOS erscheint etwas spartanisch (Abbildung 1) und bietet auch nicht sehr viele Optionen, ist aber funktional und leicht zu bedienen. An Session-Protokollen werden nur ICA oder RDP angeboten, kein Browser, keine etwas exotischeren Protokolle. Das Zusammenspiel mit einem Citrix-Xen- oder VMware-View-Connection-Broker ist aber möglich. Auch die Unterstützung der VDI-Broker von Quest Software oder Leostream und des Windows Terminal Server wird zugesichert.
Selbst der kleine Wyse-Client T10 kann vom Wyse Device Manager (WDM) verwaltet werden, der es von zentraler Stelle mit Tausenden Thin Clients aufnimmt.
Thin Clients im Benchmark
Aussagen zur Performance von Thin Clients sind nicht einfach, denn sie hängen von zahlreichen Faktoren ab – darunter der verfügbaren Netzwerkbandbreite, der I/O-Performance und der Rechenleistung des VDI-Servers. Die eigentliche Rechen- und Grafikleistung des kleinen Ausgabegeräts sind in jedem Fall nur zum Teil verantwortlich für das Ergebnis, das der Anwender registriert.
Um dennoch einen Anhaltspunkt für die Geschwindigkeit unserer Testgeräte zu gewinnen, haben wir folgenden Aufbau benutzt: Auf einem ESXi-Server lief eine virtuelle Maschine unter Ubuntu 12.04 inklusive eines FreeRDP-Servers. Zu diesem verbanden sich die Thin Clients und starteten dann in der VM bei einer Auflösung von 1024x768 das Programm gtkperf.
Dieser GTK+-Benchmark misst die Geschwindigkeit bei der Darstellung von Widgets wie Komboboxen, Progress Bars, diversen Buttons, scrollenden Text oder Grafik-Funktionen wie vielfarbigen Linien und Kreisen. Wir maßen in 10 Durchgängen die Gesamtlaufzeit des Benchmarks. Die Messwerte stellen wir in einem Boxplot vor, der Ausreißer (kleine Kreise), die Minimum-Maximum-Spanne, oberes und unteres Quartil (Abstand zur Box) sowie als Mittelwert den Median (rote Linie) darstellt (Abbildung 5).
Die in Setup und Application Launcher gegliederte Oberfläche von IGELs Linux-Version bietet in gut strukturierten Menüs eine große Fülle an Optionen (Abbildung 2). Dazu gehören neben den obligatorischen ICA- und RDP-Protokollen beispielsweise noch die Unterstützung für den Horizon- und vWorkspace-Client für Leostream, NX-, 2X-Client- und SAP-Sessions, für die PowerTerm- und IBM-iSeries-Terminals und so weiter.
Auch Java Web Services oder der Linux Remote-Desktop-Server Thin Linc können bedient werden. Ein integrierter Browser ist selbstverständlich, daneben gibt es aber beispielsweise auch noch einen VoIP-Client, der den Thin Client in ein Telefon verwandelt.
Das IGEL-Linux bietet zudem detaillierte Hardware-Informationen und Konfigurationsoptionen für lokal angeschlossene Peripheriegeräte wie Speicher oder Drucker mit Tools, wie man sie ähnlich in den Desktop-Umgebungen gängiger Distributionen findet. Auch Diagnosewerkzeuge für Netzwerkprobleme fehlen nicht.
Hardware-seitig glänzt das Gerät von IGEL mit einem integrierten Smartcard-Reader, der es einem beliebigen Nutzer erlaubt, sich via Zwei-Faktor-Authentifizierung sicher, schnell und zugleich bequem einzuloggen.
Neben einem DVI-I- gibt es beim vorliegenden Modell auch noch einen rein digitalen DVI-D-Anschluss, sodass man zwei Monitore gleichzeiig in einer Dualview-Konfiguration betreiben kann. Ein optionaler spezieller Standfuß enthält eine serielle Schnittstelle und kann WLAN-Technik aufnehmen.
Die meisten Thin-Client-Hersteller bieten zentrale Management-Werkzeuge, mit denen sich auch große Mengen ihrer Clients zentral updaten und konfigurieren lassen. Im Falle von IGEL heißt das entsprechende Tool Universal Management Suite und es versteht sich, dass damit auch dieser vielseitige Allrounder verwaltet werden kann.