Obwohl Linux als freie Software kostenlos verfügbar ist, setzen viele beim Unternehmenseinsatz auf Enterprise-Distributionen mit Support. Wo die Stärken der ... (mehr)

RHEL-Klone

Dass es eine ganze Reihe voll kompatibler Red-Hat-Klone gibt, liegt an der GPL, die vorschreibt, dass ein unter der GPL stehendes Produkt wie RHEL im Source-Code veröffentlicht werden muss. Das gilt auch für abgeleitete Produkte, an denen der Hersteller Erweiterungen und Veränderungen vorgenommen hat. Auch die SLES-Sourcen sind wie erwähnt frei verfügbar. Bekannte freie Red-Hat-Klone sind zum Beispiel CentOS, Scientific Linux oder Yellow Dog Linux.

Deren Macher müssen theoretisch nur die Source-Pakete (SRPMs) vom Red-Hat-Server laden und können das Produkt nach dem Anpassen von Texten, Logos oder Bildern einfach neu übersetzen, was einen voll kompatiblen RHEL-Klon zur Folge hätte. Was theoretisch simpel klingt, ist in der Praxis nicht ganz so einfach, woran insbesondere der Kernel schuld ist. Damit sämtliche Einsprungadressen an den richtigen Positionen liegen, muss das Übersetzen mit exakt dem gleichen gcc-Compiler und identischen Compiler-Optionen erfolgen, wobei Red Hat seine Konkurrenten verständlicherweise nicht unterstützt.

Zudem ist der Red-Hat-Kernel stark modifiziert, die von Red Hat vorgenommenen Einzel-Patches lassen sich aber nur schwer nachvollziehen. Daher dauert es nach dem Erscheinen eines neues Red Hat Releases immer einer Weile, bis auch die Klon-Herstellers nachziehen. So erschien beispielsweise das aktuelle CentOS 6.3 am 10. Juli diesen Jahres, knapp drei Wochen nach dem Original. Neben voll binär kompatiblen RHEL-Klonen gibt es auch eine Reihe von Distributionen, die einen aktuellen RHEL-Kernel verwenden.

Was die RHEL-Klone angeht, haben wir auf freie, zum Teil vollständig kompatible Ableger wie CentOS verzichtet, weil die mangels Support den primären Zweck einer Enterprise-Distribution nicht erfüllen, obwohl Sie insbesondere bei Internet-Providern sehr beliebt sind. Wer nur die stabile technische Basis einer Enterprise-Distribution genießen möchte, aber keinen Support braucht, ist mit CentOS gut bedient. Übrigens bietet pikanterweise ausgerechnet Microsoft Support für CentOS-Systeme an, wenn man sie in der Microsoft-Cloud Azure betreibt.

Oracle Linux (OEL)

Unter den kommerziellen RHEL-Klonen ist vor allem Oracle Linux (OEL) [8] erwähnenswert, das Oracle im Jahr 2006 auf den Markt brachte. OEL ist auf Paket-Ebene weitgehend kompatibel mit RHEL, verwendet aber einen eigens angepassten Kernel, den Oracle unter dem Namen "Unbreakable Enterprise Kernel R.2" [9] anpreist. Bei Oracles Unbreakable Enterprise Kernel handelt es sich um einen von Oracle modifizierten Kernel 3.0.16 für x86- und x64-Systeme, der insbesondere die Zusammenarbeit mit Oracles Datenbank-, Middleware- und Hardware-Systemen optimiert ist.

Abbildung 3: Oracle bietet ein eigenes, auf RHEL basierendes Produkt an, das es mit einem optimierten Kernel versehen hat.

Laut Oracle soll OEL Linux 75 Prozent bessere Performance bieten als RHEL und wie SLES und darüber hinaus Btrfs und Linux Containers (LXC) unterstützen. Neben seinem Ubreakable Kernel (UEK) liefert Oracle Linux (OEL) stets auch einen vollständig RHEL-kompatiblen Kernel (2.6.32) mit. Administratoren, die planen, den UEK-Kernel einzusetzen, sollten wissen, dass damit die Binärkompatibilität bei Treibern verloren gehen, nicht jedoch die Binärkompatibilität von Userland-Prozessen.

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