Die Crux bei jeder Art von tabellarischen Software-Vergleichen im Sektor Monitoring wie anderswo ist: Die wichtigsten Features beherrschen alle einigermaßen ausgereiften Lösungen. Einerseits kann man unmöglich jedes denkbare Leistungsmerkmal vergleichen, fragt man aber andererseits nur das Vorhandensein der Wichtigsten ab, dann ergeben sich kaum Unterschiede: In 97 Prozent der Tabellenzeilen erscheint das Häkchen. Im Ergebnis würde sich dann zum Beispiel der irreführende Eindruck vermitteln, Icinga sei der Papierform nach dasselbe wie Tivoli – obwohl beide für denkbar unterschiedliche Ansätze stehen. Wer nun den Ausweg im Detail sucht, der muss sich von den einfachen Tabellen mit Ja-/Nein-Antworten lösen und gerät in Gefahr, die Übersicht zu verlieren. Dieser Artikel versucht sich deshalb an einem Kompromiss: Wir haben zwar Fragebögen verschickt, aber um beschreibende Antworten in Textform gebeten, die wir hier teils gekürzt einfließen lasen.
Außerdem haben wir uns bemüht, keine Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Das schon erwähnte Tivoli etwa ist IBMs integrierte Lösung für das System- und Service-Management, die unter anderem auch Überwachungsfunktionen einschließt. Je mehr Module ich aus dem Tivoli-Portfolio benötige – etwa Asset-, Storage-, Sicherheits- und Vertragsmanagement, Bestandsverwaltung, Beschaffungswesen, Arbeitsmanagement, desto größer ist der potenzielle Vorteil ihrer Integration unter einem Dach. Vergleicht man dagegen nur die relativ begrenzte Untermenge der Monitoring-Optionen mit einem Produkt, das ausschließlich in diesem einen Punkt Ähnliches bietet, dann verflüchtigt sich Tivolis Integrationsvorteil und es bleibt eine zu komplexe und zu teure Konstruktion, die immer zwei Nummern zu groß ist. Derartige Software haben wir deshalb diesmal nicht berücksichtigt.
Andere Produkte hätten wir dagegen gerne aufgenommen, trafen aber auf das Desinteresse der Hersteller. So leitete die deutsche Dependance der Firma Quest Software, Hersteller von Big Brother, unseren Fragebogen zwar angeblich an die Marketingabteilung weiter, die aber ging daraufhin auf Tauchstation. Spätere Nachfragen von uns blieben unbeantwortet – möglicherweise war ja nach dem Studium unserer Fragen das Vertrauen ins eigene Produkt geschwunden …
Neben Fragen zu einzelnen Features hatten wir auch die nach dem Unique Selling Point gestellt: Warum sollte man sich als Kunde gerade für diese oder jene Lösung entscheiden? Das bekamen wir zur Antwort:
OpenNMS [1] betont besonders seine Skalierbarkeit: Von Umgebungen mit 200 Systemen bei einem kleineren Mittelständler bis zu solchen mit 70 000 Interfaces im Enterprise-Bereich sei OpenNMS problemlos einsetzbar. In jedem Fall seien dabei die vorkonfigurierten Elemente und die offenen Schnittstellen ein großer Vorteil, weil damit direkt nach der Installation bereits Standardmonitore für die wichtigsten Dienste bereitstehen – darunter HTTP, SMTP, POP3 oder DNS. OpenNMS kann dank eines integrierten SNMP-Trap- und Syslog-Receivers ein zentralisiertes Logging realisieren. Performancedaten lassen sich via SNMP, WMI, HTTP, JMX, JDBC oder NSClient++ sammeln.
Die OpenNMS-Experten der Firma Nethinks, einem zertifizierten OpenNMS-Partner und Ausrichter der europäischen OpenNMS User Conference, unterstreichen: "Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass OpenNMS auch ohne die Nutzung von Agenten die IT-Infrastruktur hervorragend überwachen kann. Nichtsdestotrotz kann OpenNMS natürlich auch programmierte Anwendungen über einen Scripting-Monitor mit einbinden. Für die NRPE- und NSClient++-Agenten von Nagios existiert in OpenNMS sogar ein spezieller Monitor. All das macht OpenNMS zu einem professionellen, komfortablen und sicheren Netzwerkmanagement-System aus einem Guss – für kleine und mittlere Unternehmen bis in den Enterprise-Bereich – das ohne die Nutzung von Plugins alle Bereiche des FCAPS-Modells (Fault, Configuration, Accounting, Performance und Security Management) abdeckt." OpenNMS sei ein starker Konkurrent aus dem Open-Source-Bereich zu kommerziellen Enterprise Produkten wie HP Openview oder IBM Tivoli.