Neu: Load Balancing Cluster mit DRBD

Aufgrund der historischen Entwicklung sehen viele Administratoren in DRBD leider nach wie vor eine reine Lösung zur Verbesserung der Ausfallssicherheit. Das liegt sicher auch daran, dass es bis vor kurzem nur den Active/Passive-Cluster-Betrieb ermöglichte. Mit der im Januar diesen Jahres erschienenen neuen Version änderte sich das allerdings. DRBD unterstützt nun den Betrieb von zwei Knoten in Primary-Konfiguration gleichzeitig, also im Active/Active-Modus, was DRBD nun erstmals auch tauglich für Load Balancing macht.

Der Betrieb mit zwei aktiven Knoten setzt jedoch die Verfügbarkeit eines Cluster-Dateisystems auf diesen Knoten voraus, das parallele Zugriffe gestattet. Die Auswahl aus verfügbaren Dateisystemen ist hier naturgemäß recht klein. Sie besteht aus zwei Optionen: entweder dem Global File System (GFS) von Red Hat oder dem Oracle Cluster File System 2 (OCFS2). Hier zeigt sich wiederum die Unabhängigkeit von ClusterManagern als besondere Stärke von DRBD: Es fügt sich nämlich nahtlos sowohl in den Red Hat Cluster Manager als auch in Oracles OCFS2Manager O2CB ein.

DRBD garantiert dabei ein Verhalten, das exakt dem einer echten Shared Disk entspricht: Kommt es durch eine Fehlfunktion des verteilten LockManagers (wie DLM oder GULM) zu einem gleichzeitigen Schreibvorgang zweier Knoten auf dasselbe Device, stellt DRBD trotzdem beim nächsten Lesen beiden Knoten dieselben Daten für diesen Block zur Verfügung. Dass DRBD dabei nicht weniger als 2 016 unterschiedliche Permutationen von Lock-Manager-Fehlern abfängt, sei nur nebenbei erwähnt. Dieses Feature macht DRBD auch im Load-Balancing-Einsatz zu einem vollwertigen Ersatz für Architekturen, die ansonsten Shared Storage erfordern – wie etwa lastverteilte NFS-Server und auch Oracle RAC.

DRBD+

DRBD+ ist eine Erweiterung von DRBD, die unter einer kommerziellen Lizenz (Binary Only) vertrieben wird. DRBD+ weist gegenüber DRBD einigeZusatzfeatures auf, die vorwiegend für Nischenanwendungen relevantsind:

  • Unterstützung für Device-Größen über 4 TByte samt Performanceoptimierung für diesen Zweck,
  • Drei-Weg-Spiegelung (asynchrone Spiegelung auf einen dritten Knoten für Backup-Zwecke),
  • Verifikation der Device-Integrität im Vollbetrieb,
  • Performanceanpassungen für den Betrieb von DRBD+ über WAN-Strecken.

DRBD-Entwicklung

DRBD ging ursprünglich aus der Diplomarbeit seines Erfinders Philipp Reisner an der TU Wien hervor. Die Entwicklung der Software treibt seit 2002 das durch Reisner mitbegründete, in Wien ansässige Unternehmen Linbit Information Technologies [4] voran, das für zahlende Kunden kommerziellen Support für DRBD und Hochverfügbarkeitslösungen anbietet. DRBD steht unter der GPL; Linbit entwickelt und vertreibt auch die kommerzielle DRBD-Erweiterung DRBD+ (Näheres dazu im Kasten „DRBD+“). DRBD ist im Moment in einer Stabilisierungsphase nach der im Januar erfolgten Release von DRBD 8. Derzeit geplante neue Features konzentrieren sich daher vor allem auf Performanceoptimierung. Über geplante neue Leistungsmerkmale in DRBD 9 und darüber hinaus halten sich die Entwickler gegenwärtig noch bedeckt. Ein Lizenzwechsel weg von der GPL ist jedenfalls nicht geplant. Eine für Datenbankanwender interessante Entwicklung in der letzten Zeit ist die Einbindung von DRBD-Support in das MySQL-Support-Package MySQL Enterprise, weitere solche Bündel könnten folgen.

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