Reif für die Rente? Das Tape ist 60

21.05.2012

Am 21. Mai 1952 kündigte IBM mit dem Modell IBM 726 die erste Magnetbandeinheit an. Zu seinem 60. Geburtstag stellt sich die Frage, ob billige Festplatten die Bänder aufs Altenteil verbannen, oder ob Tapes auch weiter Zukunft haben?

Magnetbänder gehören zu den ältesten Speichermedien überhaupt. Für Tonaufnahmen wurden sie bereits seit Mitte der 1930er Jahre verwendet und Anfang der 50er kam dann IBM auf die Idee, sie auch für die Datenspeicherung einzusetzen. Die Tapes von heute kann man natürlich mit der Erstausgabe nicht mehr vergleichen. Das erste Bandlaufwerk war ein schrankgroßer Speicher, auf dessen 720 Meter langes 12-Zoll-Rollenband gerade einmal 1,44 MByte passten, so viel wie in den Achtzigern auf eine 3,5"-Diskette. Heutige Tapes bieten mehrere Millionen Mal mehr Speicherplatz und passen dabei in die Jackentasche.

Bis dahin war es ein weiter Weg, der mit Blick auf Performance und Kapazität stetig nach oben führte, besonders seit Einführung der Kassetten Mitte der 1980er Jahre, und dann noch steiler seit der Jahrtausendwende. Zwischenzeitlich gab es einen wahren Technologie-Wildwuchs unter den Bändern, es existierten Formate wie  Half Inch, Quarter Inch Cartridges, Mini QIC’s, Helican Scan, 4 mm, 8 mm, DLT, Super-DLT, ADR, DDS, Mammoth, SLR, Travan, VXA, AIT, Super-AIT, LTO und viele mehr.

Heute ist der Markt weitgehend bereinigt und nur noch wenige Standards sind im Rennen. Etwa das Advanced Intelligent Tape (AIT), das von Kapaziäten bis 50 GByte bei Transferraten von 6 MByte/s (1999) bis zu 4 TByte bei 240 MByte/s aufstieg (SAIT-4). Oder das im Jahr 2000 von IBM, HP und Seagate eingeführte LTO (Linear Tape Open). Es brachte entscheidende Neuerungen mit sich, etwa die zeitgesteuerte Spurnachführung über Servobänder, die es erlaubt, die Schreib- und Leseköpfe exakt über dem Spurset zu führen. Eine Kapazitäts- und Leistungssteigerung von Faktor 20 war die Folge. LTO-5 erreicht heute eine Speicherkapazität von 3 Terabyte und eine Datentransferrate von maximal 280 MByte/s.

Allerdings: Günstige Festplatten brechen inzwischen in das Preissegment der Bänder ein und werfen die Frage auf, ob sich das Magnetband wohl noch lange halten kann? Schließlich sind Platten dank ihres wahlfreien Zugriffs prinzipbedingt um Größenordnungen schneller, dabei aber bei vergleichbaren Kapazitäten nur ähnlich teuer.

Doch keine Angst: Auch das gute alte Tape hat noch Joker im Ärmel. So brauchen Bänder nach dem Schreiben oder Lesen keinen Strom, Platten schon. Ein großes Disk-Array kann so für Strom und Kühlung leicht Energiekosten im sechsstelligen Bereich verursachen, die man mit Bändern spart. Zudem lassen sich Bänder im Unterschied zu Platten leichter an sicheren und entfernten Orten lagern, ein großer Pluspunkt im Katastrophenfall. Und auch ein Security-Vorteil: Denn den Bandinhalt kann man außerhalb eines Laufwerks nicht mehr korrumpieren. Und weil Bänder oft nur 20 Prozent ihrer Lebenszeit tatsächlich benutzt werden (Duty Cycle), haben sie auch eine längerer Lebensdauer, sogar trotz niedrigerer MTBF im Vergleich zur Festplatte.

Schließlich steht die Entwicklung auch bei Bändern nicht still. Bereits fest geplant sind die LTO-Generationen 7 und 8 mit am Ende bis zu 32 TByte Platz pro Medium und Transferraten von über 1000 MByte/s (komprimiert).  Dünnfilmbeschichtung und GMR-Leseköpfe (Giant Magneto Resistance) eröffnen Bändern heute sogar das höchste Entwicklungspotenzial aller Speichertechnologien überhaupt. Die aktuelle Technologie ermöglicht Tausende mikroskopisch feine Spuren, die eine extreme Aufzeichnungsdichte garantieren: So lassen sich momentan schon 80 Sets von 32 Spuren, insgesamt also 2560 Datenspuren, mit einer Aufzeichnungsdichte von 500 000 Bits per Inch (BPI) auf das Band schreiben. Zum Vergleich das erste Rollenband 726 lag bei 7 Spuren und 100 BPI – damit bieten gegenwärtige Kassetten eine 5000fach höhere Aufzeichnungsdichte als damals!

Bänder sind also noch lange nicht tot. Im Gegenteil: "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an ..."

Ähnliche Artikel

Mehr zum Thema

Schnelles Tape Drive von Oracle

Mit dem StorageTek T10000D Tape Drive präsentiert Oracle das nach eigener Aussage schnellste und leistungsstärkste Bandlaufwerk auf dem Markt.

Einmal pro Woche aktuelle News, kostenlose Artikel und nützliche ADMIN-Tipps.
Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und bin einverstanden.

Konfigurationsmanagement

Ich konfiguriere meine Server

  • von Hand
  • mit eigenen Skripts
  • mit Puppet
  • mit Ansible
  • mit Saltstack
  • mit Chef
  • mit CFengine
  • mit dem Nix-System
  • mit Containern
  • mit anderer Konfigurationsmanagement-Software

Ausgabe /2023