Drahtlose Netzwerke sind überall: Zu Hause, im Café und in der Firma. Im Gegensatz zu Kabelnetzen verliert der Admin bei WLANs allerdings schnell die ... (mehr)

Zell-Sprung

Das MobyKlick-Netz weist eine vergleichsweise hohe Bandbreite bis zu 100 MBit pro Sekunde auf. Diese Geschwindigkeit realisieren die Betreiber durch eine direkte Anbindung der Accesspoints ans Glasfasernetz. Der technische Planer Malte Kock scherzt im Gespräch mit dem ADMIN-Magazin: "Egal wo Sie hier bei uns buddeln, Sie treffen immer auf eine Glasfaser."

Eine zweite Besonderheit des Netzes: Es ist Roaming-fähig. Das bedeutet, dass die Nutzer nahtlos und unterbrechungsfrei zwischen den Funkzellen wechseln. Das macht ein Controller möglich, der alle Knoten steuert, also alle Accesspoints in Norderstedt zentral verwaltet. Malte Kock erklärt: "Das heißt, ich habe einen zentralen Punkt, der über alle Geräte Bescheid weiß. Im Hintergrund werden Messungen vorgenommen. Wenn ein Gerät aus einem Bereich hinausläuft und von einer anderen Antenne übernommen wird, sorgt der Controller dafür, dass dieser Client vom ersten Accesspoint disconnected und vom nächsten Accesspoint übernommen wird." Wenn das WLAN in einigen Monaten flächendeckend fertiggestellt ist, soll es in Norderstedt sogar möglich sein, unterbrechungsfreie IP-Telefonate übers WLAN zu führen oder Video-Streams anzusehen.

Als dritte Besonderheit haben Malte Kock und seine Mitarbeiter besondere Maßnahmen zum Schutz der Datensicherheit implementiert. Sie teilen das Netz von MobyKlick in zwei Bereiche: Einer arbeitet verschlüsselt, der andere unverschlüsselt. Der ungeschützte Teil dient zum spontanen Surfen – zum Beispiel auf dem Portal des MobyKlick-Netzes. Dort bekommen Besucher unter anderem Zugangsdaten, mit denen sie in den verschlüsselten Teil wechseln können.

Im unverschlüsselten Teil des Netzes soll kein Nutzer für den anderen sichtbar sein. Malte Kock erklärt den erhöhten Aufwand wie folgt: "Wir versuchen so weit es geht, den Kommunikationsweg von Ende zu Ende zu verschlüsseln, um von vornherein die Angriffsfläche für Phishing-Angriffe einzudämmen, die versuchen, aus der Luft Daten abzugreifen und Kundendaten zu kompromittieren."

Neben der Datensicherheit steht die Datensparsamkeit im selbst auferlegten Pflichtenbuch des Norderstedter Netzbetreibers. Gelegenheitsnutzer brauchen für den Zugang zum drahtlosen Netz nur ihre Handynummer preiszugeben. Die Daten der Wilhelm.Tel-Kunden liegen im Zweifel sowieso vor, erklärt Geschäftsführer Theo Weirich dem ADMIN-Magazin. Der Störhaftung sei damit Genüge getan: "In den zwei Jahren, in denen wir das aufgebaut und getestet haben, hat sich die Gesetzeslage zumindest was Vorratsdatenspeicherung und entsprechende Registrierung von Nutzerdaten angeht, noch nicht gefestigt. Wir brauchen aber eine gewisse Störerhaftung. Da wollen wir entgegenwirken, indem wir die Tickets dann über SMS zustellen." Dank dieser SMS habe man dann auch die Telefonnummer der MobyKlick-Benutzer und könne sie darüber nötigenfalls mithilfe einer richterlichen Anordnung identifizieren.

Rettungsanker für Berlin

Auch für die Aktivisten des Projekts Freifunk [2] in Berlin war die Störerhaftung ein Thema. Allerdings führten zunächst ganz andere Probleme zur Gründung der Initiative. Eigentlich legte eine technische Fehlplanung den Grundstein für den Aufbau eines der ersten großen öffentlich nutzbaren WLANs: In der Zeit zwischen deutscher Wiedervereinigung 1990 und dem Jahrtausendwechsel investierten Bundespost und ihr Nachfolger Deutsche Telekom massiv in den Ausbau der Telekommunikationsnetze, vor allem in Ostdeutschland. Dabei setzte man auf die OPAL-Technik, eine glasfaserbasierte Kommunikationsinfrastruktur, die sich zwar gut für die Telekommunikation, aber schlecht für Datendienste eignete. Gar nicht zu gebrauchen war OPAL für die DSL-Technologie.

So wurde die Technik, die Deutschlands Osten zukunftsfähig machen sollte, zu einer massiven Bremse des Breitbandausbaus. Das betraf auch den Osten Berlins, in dem die Netzwerk-Programmiererin Elektra Wagenrad schon damals wohnte. Sie behalf sich wie andere Telekom-Kunden mit ISDN-Flatrates. So kam sie dank ISDN-Kanalbündelung immerhin mit 128 Kilobit pro Sekunde ins Netz.

Dann stampfte die Telekom die ISDN-Pauschaltarife jedoch ein. Elektra Wagenrad: "Damit waren wir hier quasi digital abgeschnitten." Das Ende der ISDN-Flatrates geriet aber auch zur Geburtsstunde der Freifunk-Bewegung: "So entstand die Idee, Freifunknetze aufzubauen, schon alleine um die Breitbandversorgung für uns selbst sicherzustellen" erzählt Elektra Wagenrad. "Wir haben also erstmal WLAN-Funkstrecken aufgebaut und uns aus den Kiezen, die so glücklich waren, A-DSL zu bekommen, die Breitbandgeschwindigkeit zu holen." Abbildung 2 zeigt den heutigen Stand der Freifunk-Verbreitung.

Abbildung 2: Selbsthilfe für Betroffene mangelnden DSL-Ausbaus in Ost-Berlin: Die Freifunk-Initiative erschließt per WLAN das Breitbandnetz.

Seit über zehn Jahren bauen die Freiwilligen des Projekts Freifunk öffentliche WLANs auf. Neben der erwähnten Not bildet auch die Lust am Experimentieren und Programmieren ein Motiv. Die Freifunker werden dabei auch von den Bezirken unterstützt: mit Standorten für die Technik und teilweise mit ein wenig Geld. Inzwischen existieren Freifunk-Netze in der ganzen Bundesrepublik und auch über deren Grenzen hinaus hat sich die Idee verbreitet.

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Ausgabe /2023