Die Firma Suse hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Als Linux-Pionier in Deutschland angetreten, wurde Suse im Jahr 2004 von Novell aufgekauft, was nicht unbedingt zur allseitigen Zufriedenheit verlaufen ist. Seit Novell 2011 von Attachmate gekauft wurde, ist Suse wieder eigenständig und agiert mit alter Frische auf dem Enterprise-Linux-Markt [1]. Parallel dazu produziert die Firma regelmäßig die Community-Distribution OpenSuse, die unter einer komplett freien Lizenz verfügbar ist.
Mitte November ist nun OpenSuse 13.1 erschienen, das für Linux-Fans eine Anzahl an Neuerungen bereithält und dieser ADMIN-Ausgabe beiliegt. Aktualisiert wurde der Linux-Kernel auf Version 3.11.6, der zum Beispiel effektiver mit Speicher umgeht als ältere Versionen. Der Mechanismus, um verwendete Speicherseiten wieder neu zu nutzen, wurde optimiert. Das soll dafür sorgen, dass das System bei I/O-intensiven Anwendungen besser reagiert.
Ebenfalls für bessere Performance sorgt eine neue Einrichtung namens Zswap [2], die Speicherseiten komprimiert, die auf die Festplatte ausgelagert werden sollen (Swap). Der Kernel legt sie im Hauptspeicher ab, bevor er sie selektiv auf den Plattenspeicher swappt. Dies soll die Zahl der aufwendigen I/O-Operationen reduzieren. Weitere Verbesserungen im I/O-Bereich sind in diverse Dateisysteme wie Btrfs eingeflossen. Ext4 kann kleine Dateien nun direkt in den Inodes speichern, während es für XFS Checksummen auf Metadaten und das Journal gibt. Mit F2FS (Flash-Friendly File System) ist sogar ein komplett neues Dateisystem für Flash-Speicher enthalten [3]. Das von Suse eingesetzte Init-System Systemd arbeitet nun mit Udev zusammen, was dafür sorgt, dass Ethernet-Karten über Reboots hinweg einheitliche Namen erhalten.
Natürlich kommt auch OpenSuse nicht an Virtualisierung und Cloud Computing vorbei. Die Entwickler haben die Pakete rund um den KVM-Hypervisor umstrukturiert, dessen Userspace-Tools nun in den Qemu-Paketen enthalten sind. Alternativ bietet OpenSuse auch noch den Hypervisor Xen in Version 4.1, der jetzt per Default mit dem LibXL-Layer und dem Management-Tool XL zusammenarbeitet [4]. Vom Cloud-Computing-Framework OpenStack ist das neueste Release "Havana" enthalten, das ein Artikel im letzten ADMIN-Heft näher beleuchtet [5].
OpenSuse 13.1 bringt eine Version der MySQL-Datenbank mit, die stärkere Verschlüsselung und Performance-Verbesserungen der InnoDB-Storage-Engine enthält. Alternativ gibt es als Datenbanken noch den MySQL-Fork MariaDB und PostgreSQL. Auch der Apache-Webserver liegt nun in der aktuellen Version 2.4 bei. Das Logging verschiedener Prozesse wurde etwas vereinheitlicht, zum Beispiel finden sich die Meldungen des Java-Application-Servers Tomcat nun im Syslog.
Zur Integration in Windows-Netzwerke enthält OpenSuse die Version 4.1 des Samba-Servers. Allerdings funktioniert es mit dieser Version nicht, einen Domain Controller in der Art von Active Directory zu betreiben, weil die Integration mit dem dafür nötigen Kerberos-Paket fehlt. Deshalb ist die Domain-Controller-Funktion deaktiviert.
Wer neue Features wie die aktuelle KVM-Version, Xen, OpenStack oder einen neuen Kernel ausprobieren möchte, sollte einen Blick auf OpenSuse 13.1 werfen. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass bei dem aktuellen Release noch nicht alles perfekt rund läuft. Auf der anderen Seite hat die Evergreen-Community angekündigt, noch über die normale Laufzeit hinaus Support für die neue Distribution zu leisten, der sich damit auf insgesamt drei Jahre erstreckt.
Infos
Das neueste Release von Suse Linux ist voll mit Neuerungen und bekommt drei Jahre Support.