NetBSD auf dem Raspberry Pi

Netberry

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Eines der interessantesten Computerprojekte der letzten Zeit ist der Raspberry Pi. Normalerweise wird er mit Linux betrieben, NetBSD funktioniert aber auch und sogar ohne lokalen Monitor. Die Vorbereitung ist dann nur etwas ungewöhnlich.
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Seit der ersten Veröffentlichung sind laut der Website raspberrypi.org über eine Million Exemplare des Raspberry Pi verkauft worden. Kein Wunder, denn dieser Einplatinencomputer besticht durch ein günstiges Preis-/Leistungsverhältnis und seine nahezu unbegrenzte Ausbaufähigkeit. Als Standardbetriebssystem wird Linux empfohlen, von dem es ein vorgefertigtes Image gibt, das sich zum Booten auf eine mindestens 4 GByte große SD-Karte übertragen lässt. Es gibt mehrere Distributionen und das speziell angepasste Debian GNU/Linux lässt eigentlich keine Wünsche offen.

Der Raspberry Pi ist sehr klein, der dennoch vollwertige Computer basiert auf einem mit 700 MHz getakteten ARM-Prozessor. Die größere und etwas teurere Variante Typ B besitzt 512 MByte RAM, zwei USB-2-Schnittstellen und eine eingebaute Netzwerkkarte mit 10/100 MBit/s (kein Gigabit-Netzwerk). Die kleinere und etwas günstigere Variante A ohne Netzwerk und mit nur 256 MByte RAM wurde nicht getestet. Weiteres RAM kann man nicht einbauen, aber zusätzliche Peripherie lässt sich über einen USB-Hub anschließen.

Der Raspberry besitzt außer den erwähnten Schnittstellen einen einfachen Video- und Audioausgang und für die Ausgabe auf modernen Fernsehern einen HDMI-Ausgang – ein Versuch, über einen Adapter das HDMI-Signal auch auf einen anderen Bildschirm umzuleiten, führte zu keinem Ergebnis. Die Stromzufuhr geschieht per Micro-USB-Stecker und bei einer Leistungsaufnahme von 700  mA beim Raspberry Pi Typ B am besten mit einem USB-Netzumwandler. An die diversen Verbindungskabel und an die Anschaffung eines Gehäuses sollte man gleich beim Kauf der Platine denken.

Anschlussfreudig

Der Raspberry Pi kann, abgesehen von einem primären Zweck der Ansteuerung unterschiedlicher Peripheriegeräte, über sein ausgereiftes Bussystem auch als Mini-PC lokal betrieben werden und beispielsweise einen HDMI-fähigen Fernseher sehr einfach und kostengünstig Internet-tauglich machen. Man kann damit aber auch im Netzwerk einen stromsparenden Web- oder Dateiserver implementieren. Über den Aufbau eines Webservers mit dem Raspberry findet man unzählige Beiträge im Internet und in Zeitschriften. Dabei beschränkt sich die eigentlich Raspberry-typische Arbeit auf das Einspielen des Linux-Systems, der Rest der Arbeiten ist eins zu eins identisch zu denen auf anderen Debian-basierten Serversystemen, also Apache und PHP einrichten und konfigurieren.

Linux, nein danke

Auf den Download-Seiten von http://1 findet man zwar ständig aktualisierte Linux-Distributionen und echte Exoten wie Risc OS, daneben aber recht versteckt auch Verweise auf FreeBSD und NetBSD. FreeBSD empfiehlt sich aber nicht unbedingt, denn es gibt bei diesem Betriebssystem keine vorkompilierten externen Programme; man muss sich alles selbst aus den Ports kompilieren. Auf dem Raspberry wird das zur echten Geduldsprobe, speziell auch deshalb, weil bei FreeBSD kein X enthalten ist und dieses sehr große Programmpaket ebenfalls aus den Ports kompiliert werden muss.

Die Unterstützung durch NetBSD ist besser, was eigentlich nicht verwundert, ist NetBSD doch das auf den meisten Plattformen verfügbare Betriebssystem und für ARM sind sogar mehrere Ports erhältlich. Gültig für den Raspberry und verwandte Hardware ist NetBSD/evbarm. Wie FreeBSD muss man auch NetBSD aus den aktuellen Entwicklerquellen installieren, was manchmal funktioniert, oft aber auch nicht. Eine rudimentäre Anleitung dazu gibt es auf [2] . Man kann mit dieser Anleitung und etwas Hintergrundwissen zu NetBSD das System recht einfach und elegant installieren, darf dabei nur zum Schluss im Installationsprogramm nicht vergessen, den SSHD einzuschalten und ein Benutzerkonto anzulegen. Mit den Quellen vom 12.6.2013 (siehe [3] ) funktioniert die Installation auch – nur war anschließend kein Einloggen möglich, weil keine Bibliothek für die Passwortprüfung eingeschaltet wird. Das System ist damit unbrauchbar.

Es gibt aber eine einfachere Möglichkeit, NetBSD erfolgreich auf dem Raspberry einzurichten. Der Ablauf wirkt nur auf den ersten Blick etwas seltsam. Benötigt werden dazu nämlich zwei Images, eines für den Raspberry Pi von [4] und außerdem eines für eine Installation von NetBSD/i386 oder NetBSD/AMD64 in einer virtuellen Maschine. Letzteres ist aber nur nötig, wenn man keinen geeigneten Bildschirm für den Raspberry zur Verfügung hat und sich mit SSH in das Betriebssystems des Winzlings einloggen muss. Im vorgefertigten Image ist nämlich kein Benutzerkonto angelegt, weshalb SSH den Dienst verweigert (es arbeitet sich auf dem Intel-System aber auch besser als auf dem ursprünglich doch recht rudimentären Image).

Haben Sie bereits eine native Installation von NetBSD in Betrieb, können Sie sich theoretisch das Anlegen einer virtuellen NetBSD-Maschine sparen und die benötigten Dateien aus den Verzeichnissen »/etc« und »/home« des laufenden Systems in das gleichnamige Verzeichnis auf dem angelegten Image einspielen. Sie übertragen damit aber auch die anderen Benutzerkonten, was normalerweise nicht gewünscht sein dürfte.

Wenn Sie die Arbeiten unter Windows durchführen wollen, brauchen Sie außer den Images für die NetBSD-Installationen den Win32DiskImager, können aber auf ihn verzichten, wenn Sie NetBSD in der virtuellen Maschine (zum Beispiel unter VirtualBox) installieren, weil sich das Image auch daraus auf die SD-Karte schreiben lässt. Natürlich muss die Möglichkeit bestehen, auf dem PC die SD-Karte zu beschreiben, entweder mit einem eingebauten oder einem per USB angeschlossenen Kartenleser. Dies gilt aber auch für andere (Linux-)Images des Raspberry.

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