Mit E-Mail-Diensten muss sich jeder Administrator früher oder später einmal beschäftigen. Das zur CeBIT erscheinende ADMIN 02/2012 gibt dazu Praxis-Tipps und ... (mehr)

Features

Während ältere Horde-Versionen sich noch auf eine weitgehend statische Ansicht mit wenig Javascript beschränkten, bietet Horde 4 eine Ajax-Oberfläche, die in der Bedienung einer normalen Desktop-Applikation ähnelt ( Abbildung 3 ).

Abbildung 3: Die dynamische Ansicht der E-Mail-Applikation.

Immer häufiger gehen Nutzer aber auch dazu über, die Webapplikation auf einem Smartphone aufzurufen ( Abbildung 4 ). Für solche Geräte mit Touchscreen ist die dynamische Ansicht kaum effektiv nutzbar, da die Bedienelemente zu klein geraten.

Abbildung 4: Horde aus der Sicht des Smartphones.

Horde 3 bot bisher eine für WAP-fähige Handys optimierte Ansicht. Diese Option besteht immer noch, ist aber für moderne Smartphone nicht mehr zeitgemäß. Horde 4 führt deshalb für die neueren Geräte eine auf jQuery Mobile basierende Ansicht ein. Diese ist Touch-optimiert und läuft auf Android, iPad, iPhone und einer ganzen Reihe weiterer Geräte. Horde 4.0 bot einen reinen Lese-Zugriff, mit Horde 4.1 unterstützt diese Ansicht auch das Schreiben von E-Mails.

Mit der zunehmenden Verwendung von Smartphones wächst bei den Nutzern auch der Bedarf an Synchronisierungsmöglichkeiten. Bot Horde 3 nur SyncML zum Synchronisieren von Kalendern, Adressbüchern, Aufgaben und Notizen, unterstützt Horde 4 auch Activesync, das von Microsoft entwickelte Exchange-nahe Protokoll.

In den vergangenen Jahren ist die Nutzung von SyncML aufgrund technischer Probleme eher zurückgegangen und ActiveSync ist stark auf dem Vormarsch. Technisch scheint dieses Protokoll deutlich stabiler zu sein, aber es birgt wiederum lizenzrechtliche Probleme mit dem von Microsoft patentierten Verfahren. Auf amerikanischem Boden oder einem in den USA gehosteten Server ist man gezwungen, eine entsprechende Lizenz von Microsoft zu kaufen. Konnte die Activesync-Implementierung von Horde 4.0 nur Kalender, Adressen, Aufgaben und Notizen synchronisieren, wird Horde 4.2 vermutlich auch E-Mails per Activesync synchronisieren können.

Die Webmail selbst bietet in der statischen und Ajax-Sicht nahezu alle Funktionalität, die auch ein Desktop-Mailclient liefert: Antworten, Weiterleiten, komplexe Suchen, Tagging, Adressbuch-Integration, Kalender-Integration, IMAP-Rechtemanagement, Signaturen und Spam-Filter. Der Nutzer kann Attachments, statt sie durch den SMTP-Tunnel zu quetschen, auf dem Webserver bereitstellen, sodass der Adressat sie per Link herunterladen kann. Horde unterstützt auch die Verschlüsselung per GPG oder S/MIME. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass eine Webapplikation auf diesem Wege keine saubere End-zu-Endverschlüsselung bieten kann.

Mit dem Release von Horde 4.0 im April 2011 hat das Horde-Projekt auf einen halbjährlichen Release-Zyklus gewechselt. Als Erstes wurden die Kernapplikationen IMP (Webmail), Ingo (Mailfilter), Kronolith (Kalender), Turba (Adressbuch), Nag (Aufgabenverwaltung) und Mnemo (Notizmanager) veröffentlicht. Im Oktober 2011 haben die Entwickler dann eine Reihe von Applikationen, die für Horde 3 verfügbar waren, auf Horde 4 portiert . Im Einzelnen waren das Gollem (ein Online-Dateimanager), Passwd (zum Erneuern des Nutzerpasswortes), Ansel (eine Galerie-Anwendung), Whups (Ticket Tracker) und Wicked (Wiki).

Mit Horde 4.1 im April 2012 nehmen sich die Entwickler einiges vor: Die Erweiterung der Smartphone-Sicht im Mail-Bereich ist schon umgesetzt. Der Kalender unterstützt jetzt ein erweitertes Management von Ressourcen (zum Beispiel Beamer, Konferenzräume etc.).

Darüber hinaus ist geplant, dass sich Horde 4.1 auch als CalDAV- und CardDAV-Server einsetzen lässt und das System in Verbindung mit der bereits über Gollem verfügbaren WebDAV-Funktionalität auch als "Cloudstorage" dienen kann.

In der Diskussion für 4.1 sind derzeit noch die Unterstützung der E-Mail-Synchronisation per Activesync und des Kolab-Formats. Letzteres erlaubt das Speichern der Termine, Adressen, Aufgaben und Notizen im IMAP-Speicher des Mailservers, statt auf eine SQL-basierte Datenbank zurückzugreifen.

In Horde 4.0 stößt der Anwender bei der Benutzeroberfläche noch auf einige Ecken und Kanten, während Konkurrenzprodukte wie Roundcube mit zeitgemäßem Design glänzen. Den Horde-Entwicklern ist diese Problematik bewusst, und sie wollen mit dem Release 4.1 Abhilfe schaffen, für das ein Redesign der Oberfläche auf dem Programm steht. Den aktuellen Stand auf ihrem Weg zum 4.1 Release im April halten sie auf einer eigenen Seite [7] des Horde-Wiki fest.

Fazit

Horde bietet eine flexibles Webmail-System mit vielen Funktionen, das sich problemlos um Groupware-Elemente erweitern lässt. Die Flexibilität wie auch der Funktionsumgang fordern den Administrator bei der ersten Installation und dem Tuning des Systems heraus. Einmal aufgesetzt, gestaltet sich die Wartung des Systems aber einfach. Auch Erweiterungen lassens sich auf Basis des Horde Frameworks entwickeln.

Wer mobile Anwender mit Smartphones bedienen muss, kann ihnen mit Horde ein breites Spektrum an Funktionalität bieten. In diesem Bereich sind die Horde-Entwickler derzeit besonders aktiv. Größtes Manko auf der Nutzerseite bleibt das veraltete Design. Die Horde-Entwickler werden mit der Version 4.1 zeigen müssen, ob sie in diesem Bereich nachbessern können. (ofr)

Infos

  1. Installationsanweisung für Horde 4: http://www.horde.org/apps/webmail/docs/INSTALL
  2. PEAR-Server des Horde Projektes: http://pear.horde.org
  3. Hinweise zum Performance Tuning: http://www.horde.org/apps/horde/docs/PERFORMANCE
  4. Alternativer PHP Cache: http://php.net/manual/en/book.apc.php
  5. Tim Schürmann, Verteiltes Caching mit Memcached, ADMIN 02/2009: http://www.admin-magazin.de/Das-Heft/2009/02/Verteiltes-Caching-mit-memcached
  6. Anweisungen zum Performance-Tuning von IMAP: http://www.horde.org/apps/imp/docs/PERFORMANCE
  7. Planung für das Release 4.1: http://wiki.horde.org/ReleaseManagement

Der Autor

Gunnar Wrobel ist PHP-Entwickler und Teilhaber der Horde LLC, einem Unternehmen, das für PHP-Entwicklung und Consulting-Leistungen im und um das Horde-Projekt herum gegründet wurde.

Ähnliche Artikel

comments powered by Disqus
Mehr zum Thema

Horde-Groupware enthält Backdoor

Die auf PHP basierende Groupware-Suite Horde enthält in einigen Version eine Backdoor, die auf dem FTP-Server des Projekts eingeschleust wurde.

Einmal pro Woche aktuelle News, kostenlose Artikel und nützliche ADMIN-Tipps.
Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und bin einverstanden.

Konfigurationsmanagement

Ich konfiguriere meine Server

  • von Hand
  • mit eigenen Skripts
  • mit Puppet
  • mit Ansible
  • mit Saltstack
  • mit Chef
  • mit CFengine
  • mit dem Nix-System
  • mit Containern
  • mit anderer Konfigurationsmanagement-Software

Ausgabe /2023