Interessengruppe MPAA tritt Web-Konsortium W3C bei

08.01.2014

Die Hollywood-Interessenvertretung MPAA redet künftig bei der Verabschiedung von Web-Standards durch das WWW-Konsortium W3C mit.

Die wichtigste US-amerikanische Lobby-Gruppe der Filmindustrie in Hollywood, MPAA (Motion Pictura Association of America) tritt dem WWW-Standardisierungskonsortium W3C bei, wie das W3C-Team per Twitter mitteilt.
Die Internet-Community nimmt diesen Schritt mit Verwunderung auf, da die MPAA sich als Vertreterin von sechs großen Hollywood-Filmstudios mit ihrer repressiven Politik gegen die sogenannte Online-Piraterie in den letzten Jahren den Ruf eingehandelt hat, einem offenen Internet entgegenzustehen. Die MPAA forderte drakonischen Strafen für illegale Kopien urheberrechtlich geschützter Werke und unterstützte Gesetzesentwürfe, die Suchmaschinen und Internetanbieter zur Installation präventiver Inhaltsfilter und Netzsperren gegen verdächtige Seiten gezwungen hätten. Sie sprach sich für die US-Bundesgesetze namens "Stop Online Piracy Act" (SOPA) und "PROTECT IP Act" (Preventing Real Online Threats to Economic Creativity and Theft of Intellectual Property Act, PIPA) aus, die nach massiven Protesten seit 2012 auf Eis liegen.
Die Vermutung liegt nahe, dass der MPAA-Beitritt zum W3C mit der aktuellen Diskussion über die Integration digitaler Rechteverwaltung (Digital Rights Management, DRM) zusammenhängt. Vertreter von Microsoft, Google und dem Video-Streaming-Dienst Netflix haben letztes Jahr die Standardisierung von HTML5-Erweiterungen unter dem Namen EME (Encrypted Media Extensions) vorgeschlagen, die Online-Streaming-Inhalte kontrollieren und etwa vor unlizensierter Nutzung schützen sollen.
Der DRM-Standardisierungsvorschlag, dessen Verabschiedung noch aussteht, ist zwar auf regen Widerspruch gestoßen, findet aber auf der anderen Seite auch prominente Unterstützer wie den WWW-Begründer Tim Berners-Lee . Es steht zu vermuten, dass die MPAA sich an dieser Debatte im WWW-Standardisierungsgremium beteiligen möchte, da sich Video-Streaming per HTML5 mehr und mehr etabliert: Die Internet-Videoplattform Vimeo hat jetzt bekanntgegeben, die überarbeitete HTML5-Version seines Players zum Standard zu machen. Youtube und andere Anbieter setzen die Technik bereits seit mehreren Jahren ein.

DRM , HTML5 , Web

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