Systemd künftig in Debian

Ins Ungewisse

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im Februar fiel in der Linux-Welt eine Entscheidung von möglicherweise weitreichender Bedeutung: Künftige Versionen von Debian Linux werden als Init-System den Systemd verwenden. Dem war eine mehrere Monate dauernde Diskussion vorangegangen, ob und wie Debian sich künftig vom gewohnt Sysv-Init-System verabschieden soll und was die Alternativen dafür sein könnten. Neben dem bisher vor allem von Red Hat vorangetriebenen Systemd standen als Alternativen die Ubuntu-Entwicklung Upstart und das weniger bekannte OpenRC zur Wahl. Am Ende gab die Stimme von Bdale Garbee den Ausschlag, der bei dem bis dahin erreichten Gleichstand ein besonderes Stimmrecht besaß.

In der der teilweise hitzig geführten Debatte, in der Teilnehmer immer wieder daran erinnert werden mussten, auf persönliche Angriffe oder die Unterstellung niedriger Motive zu verzichten, diente oft ein und derselbe technische Aspekt beiden Lagern dazu, ein Init-System zu favorisieren oder abzulehnen. So führten die Systemd-Befürworter ins Feld, dass die Integration von Systemd in Linux mittlerweile teilweise schon so weit geht, dass sich künftig der Gnome-Desktop nicht mehr ohne Systemd betreiben lasse. Dies diente den Gegnern aber als Beleg für ihre Behauptung, die Systemd-Entwickler würden sich absichtlich überall im System unverzichtbar machen, damit Systemd letztlich "alternativlos" sei.

Auch die Tatsache, dass Debian grundsätzlich kein reines Linux-Projekt ist, sondern auch noch Betriebssystemvarianten basierend auf Hurd und FreeBSD pflegt, wurde in der Diskussion berücksichtigt. Allerdings gelangte das Technical Committee irgendwann zu der Einsicht, dass diese Plattformen ohnehin in Zukunft einen eigenen Weg gehen müssten, was das Init-System betrifft. Darüber, dass Debian Linux sich vom alten Sysv-Init früher oder später verabschieden muss, um den Anforderungen eines "modernen Linux" gerecht zu werden, herrschte irgendwann wenigstens Einigkeit.

Über die Debian-Welt hinaus entfaltet die Entscheidung eine große Wirkung, denn die Upstart-Entwickler von Ubuntu sind künftig auf sich allein gestellt und müssen auf die Mitarbeit der Debianer verzichten. Weil Ubuntu ohnehin auf Debian als Basis setzt, ist Upstart damit am Ende. Weil der Systemd immer enger mit den Linux Kernel verzahnt wird und viele wichtige Subsysteme ohne ihn schon nicht mehr funktionieren, ist ein Linux ohne Systemd wohl schon bald nicht mehr möglich. Ob das eine gute oder schlechte Sache ist, muss sich noch zeigen.

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