Der Sicherheitsexperte Bruce Schneier hatte in Insiderkreisen lange Zeit einen Ruf als führender Kryptografie-Experte. Sein Buch "Applied Cryptography" galt lange Zeit als Standardwerk. Heute mischt er in der Kryptografie-Welt immer noch mit, wie seine Einreichung zum Wettbewerb für eine SHA-3-Hashfunktion zeigt. Immer öfter beschäftigt er sich aber seit einigen Jahren mit Überlegungen zu Sicherheitsfragen auf einer gesellschaftlichen Ebene, insbesondere seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Dabei vertritt er eine eher gemäßigte Haltung, die viele der getroffenen Maßnahmen in Frage stellt.
In die gleiche Kerbe schlägt sein Buch "Liars and Outliers", das unter dem Titel "Die Kunst des Vertrauens" nun auf deutsch vorliegt. Wörtlich bedeutet der Titel "Lügner und Ausreißer", und um gesellschaftlich konformes Verhalten und Ausreißer geht es auch in Schneiers Werk. Dabei stellt er zunächst verschiedene Regulierungsmechanismen vor, die dafür sorgen sollen, dass die Gesellschaft weitgehend reibungslos funktioniert. Es sind dies etwa der moralische Druck, der durch die Erziehung vermittelt wird. In die gleiche Richtung geht es, wenn Individuen zur Aufrechterhaltung ihrer Reputation im Sinn der Gesellschaft handeln. Tun sie dies nicht freiwillig, kann die Gesellschaft durch institutionellen Druck (etwa Gesetze) versuchen, dafür zu sorgen. Schneier zeigt dabei auch, dass dies in manchen Fällen den umgekehrten Effekt hat.
Die Notwendigkeit für Vertrauen als Basis für Gesellschaften leitet Schneier historisch-evolutionär ab und zieht sogar neurologische Argumente dafür heran. Warum das in der "realen Welt" nicht immer wie gewünscht funktioniert, versucht ein eigenes Kapitel zu erklären. Letztlich argumentiert Schneier dafür, das (verlorene?) Vertrauen wiederzugewinnen und abzuwägen, wieviel "Abweichung" eine Gesellschaft vertragen kann.
Weil er dabei versucht, seinen Argumenten einen soziologisch-wissenschaftlichen Anstrich zu geben, ist das Buch etwas trockener als es sein müsste und kommt immer wieder auf dieselben Aspekte des Themas zurück. Alleine die Anmerkungen und Literaturhinweise nehmen beinahe 150 Seiten ein, was aber auch der Typografie geschuldet ist. Es ist schade, dass "Die Kunst des Vertrauens" so theoretisch ausgefallen ist, denn in Zeiten, in denen die Paranoia die Gesellschaft wie auch Firmen regiert, könnte ein wenig mehr Vertrauen und Gelassenheit nicht schaden.
Während das Herumbasteln am Computer eher auf dem Rückzug ist, erlebt die Beschäftigung mit Westentaschenrechnern wie dem Raspberry Pi paradoxerweise einen Hype. Also sehen hier auch Verlage eine Marktlücke für neue Magazine oder Bücher wie den vorliegenden Titel "Linux mit Raspberry Pi" von Christian Immler aus dem Franzis-Verlag.
Das Buch setzt keine Vorkenntnisse voraus und begleitet den Leser von den allerersten Schritten bis zu mäßig komplexen Projekten. Los geht es mit der Installation des Linux-Derivats Raspbian, auf dem so gut wie alle Experimente des Buchs basieren.
Anschließend wird mit steigendem Schwierigkeitsgrad erläutert, wie man Linux bedient, Office-Software oder Spiele installiert, den Raspberrry Pi als Mediacenter nutzen kann oder als WLAN-Zugangspunkt. Die Beschreibungen sind gut verständlich und mit vielen Bildern versehen, sodass es nicht zu schwierig sein sollte, sie nachzuvollziehen.
Was dem Rezensenten aber nicht sofort einleuchtete, war die Frage, worin bei den vorgestellten Anwendungen nun der Reiz liegt. Jeder Aldi-Laptop bringt sie Out-of-the-Box mit. Ja, es gibt auch ein kurzes Kapitel über Hardwaresteuerung via GPIO. Das gipfelt im Beispiel einer blinkenden LED. Dafür aber bräuchte man im richtigen Leben genau zwei Transistoren, Kondensator, Diode und zwei Widerstände – aber keinen Rechner.
Raspberry Pi
Christian Immler:
Linux mit Raspberry Pi
1. Auflage, Franzis Verlag 2013
ISBN: 978-3-645-60263-1
319 Seiten, 30 Euro